Die Sociedad Española de Automóviles de Turismo, S.A. (SEAT) wurde 1950 in Barcelona gegründet; heutiger Hauptsitz ist das 35 Kilometer entfernt gelegene Martorell. Erstes zugelassenes Fahrzeug war drei Jahre später der Seat 1400A auf Fiat-Basis, der allerdings nur mäßigen Erfolg hatte. Die Produktionskapazitäten steigerten sich aber zusammen mit der zunehmenden Nachfrage, und Mitte der 1970er Jahre ging das zweimillionste Fahrzeug vom Band, darunter auch Modelle des Seat Marbella.
In den 1960er Jahren begann Seat mit dem Export ins Ausland, Kolumbien war der erste Markt, der dabei erschlossen wurde. Dieser Exportfeldzug setzte sich in den 1980ern fort. 1986 wird Volkswagen zu 75 Prozent Anteilseigner des Unternehmens, und der Seat Ibiza – bis heute ein erfolgreiches Modell – kommt auf den europäischen Markt. Gleichzeitig wird in Pamplona der VW Polo gefertigt. Beide Modelle fanden in Deutschland guten Absatz, wobei der deutschen Marke Volkswagen anfänglich deutlich mehr Vertrauen entgegen gebracht wird; 1990 übenahm Volkswagen 99,99 Prozent der Anteile an Seat.
1993 wurde für Seat zu einem bislang einmaligen Krisenjahr: Der Geschäftsbericht wies einen Verlust von über 151 Milliarden Peseten aus – umgerechnet knapp 1,8 Milliarden DM. Juan Llorens löste Antonio Diaz Alvarez als Vorstandsvorsitzenden ab, setzte einen ambitionierten im darauf folgenden Restrukturierungsplan um und konsolidierte Seat bis Ende 1994 – nicht zuletzt dank Subventionen in Milliardenhöhe, mit denen Spanien und die Region Katalonien die Forschung und Entwicklung des einzigen spanischen Automobilherstellers fördern.
Ende der 1990er Jahre wurde die grundlegende Modernisierung und Neuausrichtung des Unternehmens in Angriff genommen. Diese richtete sich auch auf das Erscheinungsbild des Unternehmens: Kurz vor Beginn des neuen Jahrtausends erhielt Seat ein neues Corporate Design, das alte blaue Firmenlogo wurde durch ein aussagekräftigeres in den Farben Rot und Silber ausgetauscht.
Diese neue Ausrichtung soll auch der sportliche Seat Leon verkörpern, der auf der IAA in Frankfurt präsentiert wurde und bei Käufern und auch Testfahrern einige Erfolge für sich verbuchen konnte. 2001 bekam er sogar von der Fachzeitschrift "Auto Magazin“ den Titel "Bestes Auto des Jahres“ verliehen. Auch der Mittelklassewagen Seat Toledo kam im Frühjahr 1999 neu auf den Markt, und der Mitte der Neunziger entwickelte Kleinwagen Seat Arosa 1,7 SDI schaffte es sogar ins Guinness Buch der Rekorde: als sparsamstes Serienfahrzeug der Welt.
Was zu Beginn im Hinblick auf Neuorientierung und Verjüngung noch nicht richtig gelingen wollte, hat das mittlerweile 50 Jahre alte Unternehmen Seat in den letzten Jahren erreicht: Neue sportliche Modelle mit unkonventionellem modernem Design und hohem Sicherheitsfaktor überzeugen inzwischen auch Skeptiker. Dr. Bernd Pischetsrieder, von 2000 bis 2002 Seat-Präsident, kreierte dazu den Slogan "Seat – auto emoción“, der fortan die Unternehmenskultur prägen wird. Gemäß diesem Leitsatz wurden neue Modelle wie der Seat Leon "Cupra R“ oder die Designstudie Seat Tango entwickelt. Und trotz beachtlicher Erfolge verabschiedete sich Seat 2001 aus dem Rallye-Sport, um sich ganz auf sein Kerngeschäft, die Fahrzeugproduktion, konzentrieren zu können. Innerhalb des Volkswagen-Konzerns gehört Seat nun neben Lamborghini zur Markengruppe Audi.
2002 kehrte Seat in Spanien mit dem Rundstrecken-Cup "SEAT Leon Supercopa“ in den Motorsport zurück: Ausgetragen werden die Supercopa-Rennen auf einem modifizierten Leon "Cupra R“, dem stärksten Serienfahrzeug der Marke.
Vorstandsvorsitzender von Seat ist seit Oktober 2006 Erich Schmitt. 2007 stellte Seat auf dem Genfer Auto-Salon eine neue Studie vor: einen Geländewagen namens Altea Freetrack mit 4x4 Allrad-Antrieb; zudem investiert der Mutterkonzern Volkswagen 4,5 Milliarden Euro über zehn Jahre verteilt in seine Tochter – und entgegnet damit Gerüchten, Seat solle an chinesische Investoren verkauft werden.
Das Programm von Seat umfasst heute sechs Modellreihen, die alle mehr oder weniger technisch mit Volkswagen verwandt sind: Darunter der Kompaktvan Seat Altea, der Seat Ibiza, der Seat Cordoba (Ibiza-Stufenheck, seit 1993), der Seat Leon, der Seat Toledo und der Minivan Seat Alhambra (seit 1996 als einziger nicht in Spanien hergestellter Seat im portugiesischen Palmela produziert). Die dritte Generation des Seat Ibiza wurde 2003 und 2004 von der führenden Automobilzeitschrift in Großbritannien zum "Auto des Jahres“ gekürt. 2004 wurde die sportive Großraumlimousine Seat Altea als Ergebnis aus Designstudien wie dem Salsa oder dem Tango in Genf vorgeführt, im Gegenzug wurde die Produktion des Kleinwagens Arosa eingestellt.
Während Seat 2008 noch ein Absatzminus von über 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr verbuchte, konnten die Spanier im Januar 2009 ihren Absatz in einem insgesamt rückläufigen Markt (-14,2 Prozent) um mehr als sieben Prozent ausbauen und wegen der kurzfristig stark gestiegenen Fahrzeugnachfrage in Deutschland die Kurzarbeit bei der Ibiza-Produktion im Stammwerk in Martorell um zwei Tage verkürzen. Hauptgrund dafür ist die Umweltprämie, die Seat einen viermal höheren Auftragseingang als ursprünglich erwartet beschert hat.
... mehr über Seat